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Central Business District Area mit Singapurs Wahrzeichen - dem Merlion

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Die Wahrheit über die 5 Cs

25. November 2014

Singapur – ein Name der Verheißung, ein Stadtstaat, der viele Assoziationen hervorruft. Der Status als Handelsstützpunkt zwischen der östlichen und der westlichen Welt reicht weit in die Geschichte Singapurs zurück. Konsumgüter und Dienstleistungen sind bis heute die Lebensader des Stadtstaates.

Singapur als Shopping-Paradies

Viele Besucher kennen Singapur vor allem als Shopping-Paradies. Eine schier endlose Palette von Konsumgütern wartet auf den Besucher. Ob Luxusmarken oder die neuesten Elektronikartikel – es gibt kaum etwas, was man in Singapur nicht finden kann. Laut Statistiken des Singapore Tourism Boards bleibt der durchschnittliche Besucher (leider) nur 3-4 Tage und sieht vor allem die glänzenden Malls der Orchard Road und der Marina Bay.

Ist ein Leben in Singapur ohne übertriebenes Konsumstreben möglich?

In seinem wunderbaren Buch Life is not complete without shopping schreibt der Soziologe Chua Beng Huat: »The rapid expansion of spaces for consumption – entertainment, fashion and food – in Singapore since the late 1960s has been phenomenal. Since the mid-1980s, Singapore often appears as one continuous shopping centre to foreign visitors; shopping and food register deeply in the memory of all who visit«.*

Im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte haben sich Singaporeans an einen stetig steigenden Grad des Konsumierens gewöhnt. Nach den Erkenntnissen von Chua Beng Huat ist dies sogar einer der Hauptgründe, warum sich die Regierung seit der Unabhängigkeit Singapurs im Jahr 1965 mit nur einer Partei legitimieren kann. Die People’s Action Party (PAP) liefere sozusagen die Güter, die die Gesellschaft am Laufen hält.

Das Phänomen des ständigen Konsumierens fand in den vergangenen Jahren Ausdruck in lokal produzierten Filmperlen wie beispielsweise Gone Shopping von Wee Li Lin und Singapore Dreaming von Colin Goh und Woo Yen. Beide Filme thematisieren auf beeindruckende Art und Weise das Streben nach einem besseren Leben und die harte Realität des Alltags.

Was sind die 5 Cs?

Ein häufig beobachtbares Klischee sind die populären 5 Cs – cash, credit cards, cars, condominiums und club memberships. Jeder Singaporean und die meisten Expats kennen diese Referenz, die das stetige Streben jedes Singaporeans nach materiellen Gütern zum Ausdruck bringt – stets bemüht, andere zu beeindrucken.

Die Begriffe cash und credit cards sind wohl selbsterklärend. Cars bezieht sich auf die hohen Kosten für die Anschaffung und die Betriebskosten für ein Auto. Ein ausgeklügeltes Quotensystem und eine exorbitante Besteuerung machen es den meisten Singaporeans unmöglich, ein Auto zu besitzen. Condominiums sind die privaten Luxusapartments, welche natürlich begehrter sind, als die des öffentlichen Wohnungsbaus. Die Immobilienpreise in Singapur gehören mit zu den höchsten der Welt. Club memberships – eine Mitgliedschaft in einem der raren und exklusiven Clubs verspricht Status und Prestige. Gebühren für die Mitgliedschaft von 50.000,- Euro und mehr sind nicht unüblich.

Neuausrichtung der 5 Cs

Ende 2012 führte die OCBC Bank eine Umfrage durch, die zu einem interessanten Ergebnis kam – zunehmend gewinnen immaterielle Werte für Singaporeans an Bedeutung, wie etwa eine glückliche Familie, die Möglichkeit zu reisen und im Alter gesund zu sein.

Die Studie wurde in den Medien heiß diskutiert und sie kam zu dem Schluss, dass die alten 5 Cs durch neue ersetzt werden müssen – control, confidence, community, career und can. Control – Kontrolle über das eigene Leben, confidence – Mut, den eigenen Träumen zu folgen, community – etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun, career – die Karriere zu wählen, die man möchte und can – weil wir es können.

Auch Singapurs emeritierter Senior Premierminister und ehemaliger Generalsekretär der PAP, Goh Chok Tong, sprach in seiner letzten Ansprache zum Nationaltag am 9. August von einer Neuausrichtung der Werte, die mit den 5 Cs einhergehen. Er plädierte für ein neues C – charity.

Wird in Singapur der Übergang von den alten zu den neuen Cs gelingen?

Text: Jan-Christoph Daniel

 

* Quelle: Chua Beng Huat (2003) Life is not complete without shopping – consumption culture in Singapore. Singapore University Press.

Gone Shopping auf IMDb

Singapore Dreaming auf IMDb

Offizielle Seite des Singapore Tourism Boards
www.stb.gov.sg

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