Stephan Erdmann, Geschäftsführer bewegungsfelder GmbH - Präventions- und Höhenzentrum NRW
Vorher habe ich das Schicksal vieler freiberuflicher Trainer geteilt und bin viel herum getingelt, habe für große Studioketten gearbeitet. Juni 2012 hatte ich dann auf einmal die Chance, bewegungsfelder zu übernehmen. Das war eine Riesenherausforderung für mich, weil ich plötzlich für alles alleine verantwortlich war als Geschäftsführer. Bewegungsfelder war damals schon ganz gut aufgestellt, eine der heutigen Säulen, das Krafttraining, gab es noch nicht. Leistungsdiagnostik wurde zwar gemacht, aber auf dem Laufband war das beispielsweise nur montags morgens möglich. Deshalb habe ich erstmal in zusätzliche Geräte wie Crosstrainer, Ruderergometer und in einen neuen Kraftraum investieren müssen. Das war dann die Grundlage, auf der ich Schritt für Schritt Formate und Programme entwickelt habe.
Naturgemäß fragen Alpinisten und die, die es werden wollen, das Höhentraining nach. Wir stellen natürlich niemanden auf einen Berg und sehen dann, ob er mit dem Sport in der Höhe klarkommt. Wer sich noch nicht in Höhenlagen über 2500 Meter aufgehalten hat, absolviert vorab einen Verträglichkeitstest. Das Ergebnis ist die Basis für den Trainingsplan, den wir erarbeiten. Der variiert natürlich auch mit der persönlichen Zielsetzung. Oft kommen Leute ins Studio, die projektbezogen ein bestimmtes alpines Ziel im Auge haben. Man kann sich also mit dem Training auf alpine Herausforderungen vorbereiten. Im Mai diese Jahres stand einer unserer Kunden auf dem Mount Everest. Wir haben ihn intensiv darauf vorbereitet.
Das ist schon ein extremes Ziel, das nicht jeder hat. Höhentraining bringt auch was, wenn man nicht ganz so hoch hinaus will. Man kann sehr effektiv Gewicht reduzieren oder die Höhe schlichtweg als Unterstützung nutzen, um den eigenen Fitnesslevel zu heben. Das Thema Höhe ist im Training im Prinzip ein Tool. Der eine Kunde will es und braucht es als Tool mehr, der andere weniger. Die Männer und Frauen, die sich bei uns bewegen, kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und Lebensbereichen. Im Bereich Personal Training sind die meisten Kunden schon viele Jahre hier und ich betreibe kaum Neukundenakquise. Wir haben einen sehr treuen Kundenstamm und das meiste passiert über Weiterempfehlungen. Das klappt sehr gut, weil wir mit bewegungsfelder einerseits breit aufgestellt sind, anderseits können wir in sehr spezielle Nischen gehen. Im Programm Laufen mit Watt zum Beispiel biete ich Sensoren an und vor Kurzem habe ich damit angefangen, das Programm Fit für die Hochzeit zu vermarkten.
Meine beruflichen Anfänge waren im Controlling eines Krankenhauses und ich habe viel Erfahrung in den Strukturen großer Fitnessstudios gesammelt. Später kam ich zum Personal Training, wo ich viel Zeit investiert habe, individualisierte Trainingskonzepte zu entwickeln. Ich wollte immer etwas Eigenes aufbauen und vor allem sesshaft werden. Ein klassischer Personal Trainer ist ständig unterwegs und hat in der Regel kein eigenes Studio oder Räumlichkeiten, in denen er arbeitet. Oft bin ich 50 bis 60.000 Kilometer im Jahr gefahren. Also suchte ich nach einer Nische. Das war zunächst Schlingentraining, bei dem man mit dem eigenen Körpergewicht als Trainingswiderstand arbeitet. Dann bin ich auf das Thema Höhe gestoßen. Im Bereich Höhentraining gibt nur wenige kommerzielle Anbieter in Deutschland.
Jeder Tag ist völlig anders und als Unternehmer habe ich natürlich viele Hüte auf. Der Tag ist bunt – Personal Training, Leistungsdiagnostiken, individuelle Trainingspläne erstellen, persönliche Höhenanpassungskonzepte entwickeln, aber auch Büroarbeit, Material beschaffen, Webmarketing und so weiter und so fort. Inhaltlich ist Firmenfitness für Mitarbeiter ein weiteres Steckenpferd von mir. Das kann Ernährungsberatung in der Mittagspause sein oder ich mache auch schonmal nachts um halb drei für Schichtarbeiter Rückentraining neben Schweißrobotern. Die Schichtarbeiter sagen auch immer »Der Tag hat 24 Stunden und wenn die nicht reichen, nehmen wir die Nacht noch dazu…« (lacht) So lustig ist das aber eigentlich nicht, Work-Life-Balance ist schon ein Problem in einer Tätigkeit als freiberuflicher Trainer.
Das Wichtigste ist es, authentisch zu bleiben. Du hast eine persönliche Beziehung zu deinem Kunden, er muss sicher sein, dass du echt Ahnung hast, dass er bekommt, was er braucht und dass du ihn niemals über den Leisten ziehst. Das ist die Grundlage in unserem Metier. Ein erfolgreicher Unternehmer muss aber auch verkaufen können, hartnäckig sein und an einer Idee dranbleiben. Er muss sich auch nach Rückschlägen immer wieder aufraffen können. Authentische Überzeugungstäter tun sich da leichter.
Zu meinen Vorbildern gehört Elon Musk, der ja heute durch Tesla bekannt ist. Seine »Geht nicht, gibt’s nicht«-Einstellung, seine Macher-Mentalität gepaart mit dem Mut zum Visionären, das gefällt mir sehr.
Als Leistungssportler und Unternehmer muss man immer Gelegenheiten zum Optimieren finden. Man muss ständig vieles hinterfragen, immer hungrig bleiben, um so Ziele zu erreichen und dabei jede Menge Steine aus dem Weg räumen … und wenn man sich verrannt hat, muss man halt etwas Anderes machen (lacht).
Es gibt einige Schrauben, an denen ich noch drehen will, um das Bestandsgeschäft zu optimieren. Aber auch sonst kommt da noch einiges. Ich bin sicher, dass unser neuestes Fit-für-die-Hochzeit-Programm gut bei unseren Kunden ankommt. In den ersten Oktobertagen findet Höhe & Co zu den Themen Ausrüstung, Höhenanpassung und Reisemedizin statt. Zum neunten Mal übrigens. Das hat sich als eine beliebte Veranstaltungsreihe etabliert. Und am 18. November gibt es eine Sonderveranstaltung zum Thema Höhenbergsteigen ab 7000 Meter mit einem spannenden Vortrag zur Besteigung des Mount Everest.
Weitere Informationen gibt es unter
https://www.bewegungsfelder.de