Die engagierten Hobbyimker Violetta Schindler und Christian Muck. Foto © Peter Bajer
Violetta: Nachdem wir 7 Jahre gemeinsam in Berlin gelebt haben und nur einen kleinen französischen Balkon hatten, war uns klar, dass wir in unserer nächsten Wohnung deutlich mehr Platz für Grünes haben wollten.
Mit unserem Umzug 2012 nach Köln hatten wir dann das erste Mal einen schönen Balkon, auf dem wir auch sofort vielen tollen Pflanzen ein neues Zuhause gaben.
Während dieser ersten Wochen reifte der Plan, dass wir neben dem »Gärtnern« auf dem Balkon ein gemeinsames und vor allem sinnvolles Hobby ausüben wollten.
Christian: Eine der ersten Ideen von Vio war dabei, mal darüber nachzudenken, Hobbyimker zu werden. Anfänglich war ich nicht so wirklich begeistert davon, weil ich von meinem Opa, der selbst über 40 Jahre geimkert hatte, wusste, wieviel Arbeit in diesem Hobby steckt.
Aber Vio ließ nicht locker und brannte immer mehr für diese Idee, in der sie neben ihrem Interesse für nachhaltige Themen auch ihre Erfahrungen aus Ihrem Beruf als Markendesignerin vereinen konnte. Denn wenn wir etwas anfangen, dann auch richtig (lacht).
Wenn man schon selbst Honig produziert, dann wird der Honig natürlich auch nicht in irgendeinem Glas mit einem beliebigen Design verpackt, sondern es sollte auch dem Design-Anspruch von Vio entsprechen.
Was soll ich sagen – nach weiterer Überzeugungsarbeit von Vio war ich mit an Bord. Da wir für unser neues Hobby noch einen geeigneten Platz brauchten, suchten wir in unserer Umgebung nach einem Schrebergarten. Diesen fanden wir dann Ende 2013 in Köln-Sülz in der Kletterrose.
Im nächsten Jahr trat Vio in den Imkerverein ein und stellte einen Kontakt zu unsere mit ersten Imkerpaten her, dem Vio über die Schulter schaute und von dem sie Anfang Juni 2014 ihren ersten Ableger eines Bienenvolks bekam.
Damit begann unsere neue gemeinsame Leidenschaft…
Violetta: Nachdem die Honigproduktion im ersten und zweiten Jahr noch etwas übersichtlich ausfiel, da wir ja erst gestartet waren, hatten wir Ende 2015 schon 3 Völker, die wir auch erfolgreich durch den Winter brachten. Für 2016 erwarteten wir also ein gutes Honigjahr und wollten unser Produkt, wie wir es ursprünglich geplant hatten, auch unter einer eigenen Marke verkaufen.
Bei der Suche nach einem Namen für unseren Honig kam uns relativ schnell die Idee für C’est Bien in den Sinn.
Bien ist der Fachbegriff für das Bienenvolk als Superorganismus. C’est Bien vereint also unseren Faible für die (Essens)Kultur Frankreichs und das Imkern in einer Redewendung, die wiederum Schönes bzw. Gutes beschreibt.
Violetta: Die Biene ist vom Aussterben bedroht. Und das hat ziemlich schlimme Konsequenzen. Forscher einer europäischen Initiative haben herausgefunden, dass der Wert von Insekten für die deutsche Landwirtschaft bei zwei bis vier Milliarden Euro liegt.
Damit ist nicht etwa der Honig gemeint, sondern die Bestäubung der Pflanzen auf Feldern, Äckern und in Obstgärten. Bleibt die aus, fällt auch die Ernte weg. Der Honig, den Bienen bei der Bestäubung produzieren, ist also wirtschaftlich betrachtet nur ein nettes Nebenprodukt. Nach Kuh und Schwein ist die Biene das drittwichtigste landwirtschaftliche Nutztier.
Violetta: Das liegt vor allem an dem vielfältigen Blühangebot in der Stadt. Von März bis Oktober blüht es in Kleingärten und Parks. Stadtbäume wie Kastanien, Weiden, Robinien, Ahorn und vor allem Linden haben aus Sicht der Bienen auch viel zu bieten.
Christian: Ganz anders sieht es auf dem Land aus. Ländliche Waldbäume wie Buchen sind für Bienen wenig attraktiv. Es gibt natürlich viel Wiese, aber die schneidet der Landwirt vor der Blüte.
Und ansonsten bleibt vor allem der Raps, der blüht aber nur im Frühjahr. Eine ziemlich einseitige Ernährung für eine Biene und damit ein weiterer Grund fürs Bienensterben.
Die Ursache für das Bienensterben sind aber nicht nur die Pflanzengifte und die geringe Auswahl an Blüten für die Landbiene. Gerade auf dem Land gibt es immer weniger Leute, die Spaß an Bienen haben.
Die Imkerei ist ein Handwerk, es werden Kurse von Berufsimkern angeboten. Diese sollte man besuchen und zusätzlich idealerweise in die Lehre von einem erfahrenen Imker gehen.
Christian: Bienen zu halten bedeutet Verantwortung für diese Lebewesen zu tragen. Der Imker sollte die Bedürfnisse der Bienen verstehen, sie pflegen und vor allem gegen die Varraomilbe behandeln. Wir sind im Kölner Imkerverein als Vereinsmitglieder eingetragen. Neben Austausch und Vorträgen über die Bienenhaltung erhalten wir eine Versicherung und zahlen einen Jahresbeitrag pro Bienenvolk.
Violetta: Zu unseren Pflichten als Imker gehört es, unsere Völker anzumelden. Unsere Bienenvölker sind beim Veterinäramt Köln und der Tierseuchenkasse NRW angemeldet. Sollten unsere Bienen krank werden, müssen wir das beim Veterinäramt Köln melden um damit andere Bienenvölker zu schützen.
Unsere Betriebsweise, sprich Beutensystem (Anm.: Beute = »Bienenhaus«) nennt sich Dadant. Meine Imkerpatin verwendetet dieselbe und im Kölner Imkerverein wird hauptsächlich mit Dadant geimkert.
Es gibt unterschiedliche Betriebsweisen und Philosophien, die Imkerei ist ein weites Feld. Unsere Empfehlung ist, nach der selben Betriebsweise zu imkern wie der eigene Verein. So kann der Austausch und die Unterstützung für Jungimker gewährleistet werden.
Das Interview führte Jan-Christoph Daniel im Mai 2018.
Foto © Peter Bajer, peter-bajer.de
Hier geht es zu C’est Bien
http://cestbien.de
Und hier gibt es Informationen zum Kölner Imkerverein Köln e. V. von 1882
https://koelner-imkerverein.de